Bald kein Zugriff mehr auf den Bing-Index. Was bedeutet das für MetaGer?

Ab 11. August wird es für uns nicht mehr möglich sein, Zugriff auf die Bing-Api zu haben, die den Zugang zum Bing-Index ermöglicht. Dieser gehört zu den wenigen großen Indizes, die es weltweit gibt. Die Suchmaschine Bing wird zwar weiterhin wie gewohnt existieren, doch die traditionellen Bing-Suchergebnisse, die wir bislang erhalten haben, werden ausbleiben, denn der Verkauf dieser Suchergebnisse wird eingestellt. Nun könnten wir zwar die KI-generierte Suche auf MetaGer einbinden, die Bing uns gegen Bezahlung liefern würde, das würde aber unserer Philosophie entgegenstehen, dem Nutzer maximale Kontrolle über seine Suche zu ermöglichen.

Dass MetaGer ab August ohne Bing-Ergebnisse auskommen muss, hört sich womöglich dramatisch an, hat aber für MetaGer erst mal relativ geringe Konsequenzen. Als Meta-Suchmaschine greifen wir auf unterschiedliche Suchmaschinen zurück. Unsere wichtigste abgefragte Suchmaschine ist derzeit ohnehin „Brave“. Diese Suchmaschine hat sich zu einer hervorragenden Quelle an Suchergebnissen gemausert. Brave hat einen umfassenden Index durch das Nutzerverhalten des Brave-Browsers gesammelt, wodurch ein Index entstand, der aus besuchten Webseiten besteht. Komplettiert wird diese Option vor allem durch Mojeek und Serper.

Es geht weiter…

Es geht also auch nach dem 11. August weiter wie bisher. Dennoch ist das Wegbrechen von Bing das Zeichen einer problematischen Entwicklung. Es verdeutlicht sich, dass die Zeiten für konventionelle Suchmaschinen offenbar schlecht stehen. Dazu passt auch die Situation Googles, die laut Artikel im Standard vom 18.Mai 22025 („Zwischen KI-Konkurrenz und drohender Aufspaltung: Google ist nicht mehr unangreifbar“) beunruhigend isti. Der ehemalige Google-Fokus auf die traditionelle Suche, die KI allenfalls ein Randdasein zugestehen wollte, entspricht offenbar nicht mehr dem veränderten Nutzerverhalten. War Google lange Zeit zögerlich, wird daher nun mit Vollgas auf den KI-dominierten Weg eingeschwenkt.

Zudem verändert sich gerade die Art und Weise, wie Suchmaschinen die Indexierung vorantreiben. Webseiten können im Falle einer Aktualisierung inzwischen bei Microsoft Bing direkt die Veränderung an die Schnittstelle senden, schon jetzt ist diese Option in Webseiten-Hersteller-Systemen wie Wix integriert. Damit wird praktisch der Abruf durch den Crawler übersprungen und die Aktivität auf den Webseiten-Betreiber verlagert. So könnte Bing mit der Zeit eine Alternative zum gecrawlten Index entwickeln. Es wäre ein Umbau des jetzigen Systems in die Richtung, dass es nicht mehr darum geht, die Gesamtheit der Webseiten abzudecken, sondern Vertragspartnerschaften zu errichten. Damit wäre ein Index nicht nur für uns nicht mehr ohne weiteres erreichbar, sondern er würde sich in seiner Struktur stark verändern.

Traditionelle Suchmaschinen sind und bleiben wichtig

Unabhängig davon, wie man die Relevanz, Effizienz und Seriosität der KI-Suche beurteilt, sollte es ein Anliegen sein, alte bewährte Informationsbeschaffungssysteme zu erhalten. Trotz Internet gibt es immer noch Bücher, und das sollte auch so sein. Einerseits verständlich: Die Neuausrichtung der Betreiber liegt am veränderten Nutzerverhalten, das die Bequemlichkeit der KI-fokussierten Anwendungen schätzt und jene Suchmaschinen bevorzugt, die sich darauf einstellen. Trotzdem sollte es ein gesellschaftliches Anliegen sein, die Möglichkeit zu behalten, nach wie vor mit klassischer Suchmaschinentechnik zu suchen.

Denn die KI-Suche hat so ihre Tücken. Die klassische Suche wird vor allem gebraucht, wo eine Recherche nötig ist. Sprachbasierte generative Modelle sind intransparent und bieten keine vollständige verlässliche Quellenangabe, zudem können sie die Quellen nicht in ihrer Relevanz einordnen. Problematische Seiten werden eventuell genauso einbezogen wie qualitativ hochwertige Quellen. Die generative Suche berücksichtigt zudem nicht zwingend die neuesten Seiten, bleibt in der Aktualität damit zuweilen begrenzt. Suchmaschinen dagegen können die Suche eingrenzen und nicht zuletzt durch das Anwenden von Sucheinstellungen eine effektivere Suche erwirken. Die Beurteilung einer Quelle ist viel einfacher. Die Ergebnisse sind durch die beständige Absuche neuer Inhalte durch Crawler nicht nur aktuell, sondern auch vielfältig.

Wie lange wird Brave noch nach dieser „alten“ Methode Suchergebnisse bereitstellen? Auch das ist eine berechtigte Frage. Wenn die Notwendigkeit sich gesellschaftlich nicht mehr abbildet, ist vorstellbar, dass andere Suchmaschinen ihren Fokus ebenfalls verlagern. Wir sind daher dabei, zu überlegen, wie wir uns auf längere Sicht unabhängig machen können. Ein Weg zur Unabhängigkeit wird die Entwicklung des Open Web Index sein, auf dessen Ergebnisse wir bald zugreifen können. Dieser Index jedoch wird sich jedoch erst in ein paar Jahren in einem Zustand befinden, der ihn zu einer tragbaren echten Alternative macht, wenn überhaupt. Zunächst bleibt bei MetaGer also alles beim Alten, aber wir sind Teil einer Entwicklung und halten die Augen offen.

ihttps://www.derstandard.de/story/3000000269812/google-2025-zwischen-ki-umbruch-zerschlagungsideen-und-dem-kampf-um-die-zukunft-der-suche

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Seit 2013 arbeite ich für den SUMA-EV im Bereich Social-Media, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Vor meiner Tätigkeit beim SUMA-EV habe ich kreatives Schreiben für Kinder unterrichtet und als Autorin gearbeitet.
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