Es hat realtiv lange gedauert, aber nun endlich hat der Funke aus Österreich auch an deutschen Universitäten und Hochschulen gezündet: es ist Zeit für Veränderungen, für Weiterentwicklung! Woher sollen diese Entwicklungen denn auch kommen, wenn nicht aus den Hochschulen? Von der derzeitigen schwarz-gelben Bundesregierung als reine Machtsicherungsinstitution mit neoliberalen Attitüden der vergangenen Jahrzehnte doch bestimmt nicht. Es gibt genug Probleme in Gesellschaft und Wissenschaft, die mit neuen Ideen und Visionen angegangen werden müssten: Forschung, Lehre, Mitbestimmung an den Hochschulen, Auseinanderfallen der Gesellschaft durch immer krassere arm-reich Gegensätze uvam. – aber wo sind die politischen Perspektiven dazu?? Ich sehe keine.
Darum ist es gut, dass an den Hochschulen etwas geschieht, auch wenn es sich zunächst „nur“ auf deren eigenes Gebiet bezieht. Hier die aktuellen Forderungen (http://ow.ly/160Ovb):
* Mehr studentische Mitbestimmung in allen Organen aller Ebenen der Hochschule
* Mehr Geld für Bildung, insbesondere bessere räumliche und personelle Ausstattung
* Bildungschancen unabhängig von der sozialen Herkunft
* Gebührenfreiheit des Studiums
* Abschaffung der Leistungsselektion zur Elitenbildung
* Bessere Umsetzung des Bolognaprozesses und seiner Grundidee
* Mehr Kompetenzvermittlung statt reiner Wissensvermittlung
* Chancenausgleich für Benachteiligte
* Reale Umsetzung der Freiheit von Forschung und Lehre sowie der freie Zugang zu Wissen
ALLE diese Forderungen kann ich nur voll und ganz unterstützen!
Die wichtigste steht an erster Stelle: „Mehr studentische Mitbestimmung in allen Organen aller Ebenen der Hochschule“ – ein ganz zentraler Punkt! Es gab sie mal, diese studentische Mitbestimmung, in der Drittelparität: alle Entscheidungsgremien werden zu je einem Drittel gleichberechtigt besetzt durch: eine Gruppe der Studenten, eine Gruppe der Professoren und eine Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Diese Mitbestimmung gab es, bis ein Gremium der Priviligierten ihre eigenen Privilegien juristisch zementierte: durch Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, gefällt von Professoren, wurde vor Jahrzehnten festgeschrieben, dass die Gruppe der Professoren in keinem Gremium überstimmt werden darf: Priviligierte entschieden über ihre eigenen Privilegien. Diese Urteil war das Todesurteil für die studentische Mitbestimmung. Hier gilt es anzusetzen, wenn es denn sein muss, durch Verfassungsänderung. An den Hochschulen muss die Mitbestimmung durchgesetzt werden, sonst verstauben sie zu unnützen Elfenbeintürmen.
Nun mag sich der eine Leser oder die andere Leserin fragen, was das ganze mit dem SuMa-eV, mit Suchmaschinen und freiem Wissen zu tun hat. Einer der Punkte der obigen Forderungen zielt bereits darauf ab: „Reale Umsetzung der Freiheit von Forschung und Lehre sowie der freie Zugang zu Wissen“. Der andere ist dieser: unsere aktuelle desolate Ausgangsposition für die Wissensgesellschaft der Zukunft, die durch das Fehlen jeglicher brauchbarer Mittel dazu gekennzeichnet ist, ist eine Folge der verkrusteten und verstaubten Strukturen in Hochschulen und Wissenschaft. Ein neuer, frischer „Wind of Change“ muss diesen Staub hinwegfegen.
Update1: Übersicht über die Proteste an den Universitäten: http://www.unsereunis.de
Update2: Heute morgen wurde (meines Wissens zum ersten Mal?) in den Nachrichten der konventionellen Medien über Studentenproteste berichtet.
Update3: Übersicht über den aktuellen Stand der Proteste: http://unsereuni.at/wiki/index.php/Aktueller_Stand_international