Willkommen im neuen Jahr und in der IT-98%-Bananenrepublik! Als wir den SuMa-eV vor viereinhalb Jahren gegründet haben, gab es noch eine vielfältige Suchmaschinenlandschaft. Jetzt ist endgültig der Zustand eingetreten, vor dem wir immer gewarnt haben: die grossen Drei (Google, Yahoo, MSN) haben mit ihren Suchmaschinen zusammen 98% Marktanteil. Dazu kommt als 4-te amerikanische Firma „Ask“ mit 0,5%. In den Nischen der restlichen 1,5% tummeln sich alle anderen noch nicht insolvent gewordenen oder die wenigen Newcomer.
Namhafte globale europäische IT-Firmen oder Entwicklungen gibt es nicht, ein ganzer Industriezweig liegt brach in Europa. Dass das nicht so sein muss, zeigen z.B. Russland und China. Warum ist es in Europa und in Deutschland so gekommen?
Es ist das Ergebnis beispielloser Ignoranz in der Wissenschafts- und Förderpolitik. Anstatt in realitätsnahe Zukunftstechnologien der IT zu investieren, die von den Nutzern gebraucht werden, wurden Unsummen an Fördergeldern für abgehobene Wolkenkuckucksvisionen sinnlos verbrannt. Denn das Ganze ist eine Frage des Geldes: es ist völlig naiv, zu glauben, dass technisch gute neue Ideen ausreichen würden, um neue Maßstäbe zu setzen. Nur dann, wenn solch gute neue Ideen mit ausreichend Startkapital versorgt werden, kann etwas Konkurrenzfähiges daraus werden. Solange jedoch die Wissenschafts- und Medienpolitik weiter im Tiefschlaf vor sich hin googelt, wird sich hieran nichts ändern.
Man kann sich in dieser Situation die Frage stellen, was SuMa-eV denn überhaupt erreichen kann. Erreicht haben wir, dass es immerhin 13 Suchdienste in Deutschland gibt, die in den viereinhalb Jahren SuMa-eV mit unserer Beteiligung oder Förderung entwickelt wurden oder betrieben werden, oder deren Betreiber Mitglied im SuMa-eV sind:
- deutscheseiten.de,
- EcoShopper.de,
- Fastbot.de,
- GoPubMed.com,
- Metager2.de,
- Netluchs.de,
- netselektor.de,
- OpenCrawl.de,
- Opportuno.de,
- SemaGer.de,
- Suchclip.de,
- Witch.de und
- YaCy.net.
(und weitere sind in Arbeit).
Mit Marktanteilen können wir nicht konkurrieren. Aber wir können und werden das Wissen um diese grundlegende Kulturtechnik der Informationsgesellschaft in den verbliebenen Nischen weiterentwickeln. Und ich bin sicher: aus den Nischen heraus wird sich bei richtiger „Bewässerung“ Erstaunliches entwickeln.
In diesem Sinne: ein gutes Neues Jahr 2009!
Wolfgang Sander-Beuermann
Update: siehe auch http://www.eweekeurope.de/meinung/google–der-stille-skandal-290